Damit der SV Förste eine weiße Weste hat

Osterode-Förste Für Ilse Wedemeyer beginnt jetzt die Jahreszeit, die sie gar nicht so mag. Der häufige Regen weicht die Böden auf, die Quecksilbersäule im Thermometer klettert auch tagsüber selten über die Zehn-Grad-Grenze, und auch die Sonne bahnt sich nur mit Mühe ab und zu ihren Weg durch die dichte Wolkendecke. Zwei Gedanken beschäftigen sie in dieser trüben Herbstzeit. „Hoffentlich sauen sich die Fußballer des SV Förste nicht wieder so ein" und „Wie kriege ich nur die Wäsche trocken?" Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Ganz einfach. Ilse Wedemeyer wäscht die Trikotsätze für die erste und zweite Mannschaft des SV Förste -und das schon seit 26 Jahren! Ilse Wedemeyer erinnert sich an einen Herbstsonntag im vergangenen Jahr: „Als ich die dreckigen Trikots sah, hätte ich die beiden Koffer am liebsten gleich wieder zugemacht. Ich habe mir fast die Finger blutig geschrubbt. Da habe ich Tränen vergossen." Denn: Die grünweißen Stoffe einfach in die Maschine stecken ist nicht. „Wenn die so richtig schmutzig sind, muss ich sie in der Badewanne einweichen und mit der Hand vorwaschen." Ilse Wedemeyer fuhrt genau Buch, seit sie vor 26 Jahren der damalige Betreuer Herbert Schuster überredete, den „Waschjob" von ihrer Tante weiter zu machen. „Das war am 24. November 1974. Am 20. März 1975 bekam ich zum ersten Mal Geld für meine Dienste", erinnert sich „Frau Saubermann" anhand ihrer detaillierten Aufzeichnungen. Und fugt gleich hinzu: „Das Geld wiegt die Arbeit, die ich habe aber nicht auf." Mehr als 30000 Trikots, die gleiche Anzahl an Hosen und Stutzen hat die 63-jährige in 26 Jahren wieder porentief rein bekommen. Über 6000 mal füllte sie die Trommeln ihrer Waschmaschinen, von denen zwei im Laufe der Jahre die Dienste versagten. Von den hochwertigen, aus Polyester gefertigten Jako-Trikots der Förster ist Ilse Wedemeyer nicht begeistert: „Das ist ein blödes Material. Man soll die Dinger bei 40 Grad waschen. Das soll mir mal jemand zeigen, wie man die so sauber kriegt. Die alten Bauwolltrikots waren viel besser."

Wie bekommt sie denn die Kleidung trocken, wenn unter der Woche Fußballspiele angesetzt sind. „Dann hänge ich die Trikots hier auf, sagt Ilse Wedemeyer und zeigt mit einem Lachen in Richtung Esstisch, an dem Ehemann Dieter und die knapp zwei Jahre alte Enkeltochter Alanis sitzen und selbstgebackenen Apfelkuchen essen. Auf jeden der sechs Stühle kommt ein Shirt. Und wie lautet das Geheimnis der Aprilfrische? Persil mit oder ohne Megaperls, Ariel, Omo, Weißer Riese...? „Es gibt keins", erklärt Ilse Wedemeyer, die 25 Jahre als Bäckerei-Verkäuferin in Förste und Nienstedt gearbeitet hat. „Ich gucke immer nach den Angeboten. Zur Zeit nehme ich Spee." Über eins würde sich Ilse Wedemeyer, die vor 35 Jahren aus Dassel nach Förste kam, freuen: Wenn die Kicker des SV Förste nicht in Stutzen über den schlammigen Rasen laufen und Hosen, Trikots und Stutzen „Rechtsrum machen würden. „Ich habe sogar mal einen Zettel geschrieben und in den Trikotkoffer gelegt. Geholfen hat's aber nicht." Von den Herren Fußballern hat sich eben noch keiner die Finger blutig geschrubbt...

 

Fototermin in der Waschküche: Hier trocknet Ilse Wedemeyer die dreißig Trikots, Hosen und Stutzen der Förster Fußballmannschaften. Sechsmal füllt sie ihre Waschmaschine an einem Wochenende, damit die Fußballer am nächsten Wochenende wieder eine „weiße Weste" haben.